Saisonstart: Die Mundarttheatergruppe Ober- und Unteraicher Dorftheater zeigt ihr neues Stück

Obwohl die Regisseurin Anita Buchholz das Lustspiel „Flitterwochen zu siebt“ nach 36 Probenabenden natürlich in- und auswendig kannte, kamen ihr beim Zuschauen an manchen Stellen vor Lachen tatsächlich die Tränen. Bis März ist das Stück in Wolfschlugen zusehen.

Von Tanja Liebmann

WOLFSCHLUGEN. Lampenfieber und ein Saal voller Zuschauer können manchmal Wunder wirken. Sind das tatsächlich die selben Laiendarsteller, die noch einige Tage zuvor ihren Text nicht sicher auswendig wussten, ihre Stellung auf der Bühne nur ungenau einhielten und zu leise sprachen? Ja, sie sind es. Zur Premiere ihres neuen Stücks knallten sie im Gasthaus Rössle in Wolfschlugen am vergangenen Samstag plötzlich alle Reserven heraus, die in ihnen steckten.

Dass der Dreiakter so gut zündete, lag auch daran, dass Buchholz die Rollen geschickt auf die Ensemblemitglieder verteilt und das altbayrische Stück von Martin Fischer extrem umgeschrieben hatte. Anita Buchholz gelang ein so witziger Zuschnitt, dass sich die Gäste schnell warm lachten und kräftig Applaus spendeten. Besonders unterhaltsam war es, wenn Natascha Landmann mit russischem Akzent und viel Talent die frisch vermählte Kalinka Gruber mimte. „Bitte sprechen langsam mit mich, ich sonst nix verstehen“, so die aus Kasachstan stammende Darstellerin, die erst im vergangenen Jahr zum Ensemble dazugestoßen war.

Dass Kalinka ihre „flittrigen Wochen“ in einem kleinen Gasthof am Rande der Schwäbischen Alb verbringt, kommt ihr nicht wirklich zupass. „Faulig“ am Meer auf der Halbinsel Krim in der Sonne zu liegen würde ihr mehr zusagen. „Da täten ich mich besser fühlen“, sagt sie, seufzt und blickt sehnsuchtsvoll in die hellen Scheinwerfer. Gut, dass die Gasthofbesitzerin Erna Klemmerle (Edeltraud Lutz) Kalinkas Schwärmereien nicht mitbekommt. Sie tut schließlich alles, um es dem jungen Paar recht zu machen. Nicht nur, dass sie Karten für den Heimatabend im Kurhaus besorgt und alles hübsch hergerichtet hat. Nein, auch in ihrem renovierten Schlafzimmer lässt sie ihren Neffen Axel (Florian Grunow, im Wechsel mit Peter Anders) und sein „Russki-Schatzile“ nächtigen. Zwar hatte sie ursprünglich für die frisch Vermählten ein Fremdenzimmer vorgesehen, doch dann war kurzfristig Hilde Lieblich (Ulla Kien) angereist. Dem Stammgast aus Norddeutschland die Bleibe zu verweigern geht natürlich nicht. Da kann Ernas Mann Otto (Roland Fahlisch) noch so sehr über die „Nordseekrabb“, „daube Nuss“ und „bleede Henn“ schimpfen: Dass er in die Dachkammer ausquartiert wird, muss erwohl oder übel hinnehmen, denn Erna hat die Hosen an.

Ein Stück voller Rage und Unterstellungen

Während Hilde zu ihrem großen Bedauern bisher keinen Mann abbekommen hat und nach wie vor nach einem „Meerjungprinzen“ sucht, kann sich Tokaja (Eva Ferenczy-Vass) glücklich schätzen, den muskulösen Fredy Meggle (Sieghard Pertenbreiter) abgekriegt zu haben. Auch Kalinka „täte“ der Kraftprotz gefallen, vor allem, als sie ihren Ehemann mit seiner alten ungarischen Schulkameradin Tokaja flirten sieht.

Egal, ob Alex sie „lieben nix mehr“ oder doch: Irgendwann geraten beide Damen und auch ihre Männer derart in Rage, dass das Publikum befürchten muss, gleich eine Prügelei oder den einen oder anderen Schlag auf die „Gosche“ miterleben zu können. Wie das Eifesuchtsdrama ausgeht und welche Szenen sich in dem am rechten Bühnenrand stehenden Bett abspielen, sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Auch Erna mischt sich in das Tohuwabohu ein und unterstellt ihrem Otto irgendwann, ebenfalls ein Fremdgeher zu sein. Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Die nächste Vorstellung findet am Freitag, 8. November, statt. Bis Ende März stehen im „Rössle“ in Wolfschlugen rund dreißig Aufführungen von „Flitterwocha zu siebt“ auf dem Programm. Übrigens: Am Samstag, 2. November, präsentiert das Theater ein Gastspiel der Formation „Soundwich“ mit einem bunten Mix aus Musicals, Schlager und Popsongs.

Informationen unter www.ober-und-un-teraicherdorftheater.de