Die Mundarttheatergruppe Ober- und Unteraicher Dorftheater erntet bei der Premiere ihres neuen Stücks tosenden Applaus
Von Tanja Liebmann 22. Oktober 2018
Wolfschlugen - Es gibt Rollen, die sind Schauspielern wie auf den Leib geschrieben. Im aktuellen Stück der Mundarttheatergruppe Ober- und Unteraicher Dorftheater hat die aus Russland stammende Natascha Landmann dieses Glück. Dass sie in dem Lustspiel „Eine zweifelhafte Managerin“ eine taffe und nur gebrochen Deutsch sprechende Putzfrau darstellt, passt perfekt! Zweifelsohne ist die Regisseurin Anita Buchholz mit der Besetzung dieser mit viel „verdrehtem Text“ und diversen Putzaktionen verknüpften Rolle ein gewisses Risiko eingegangen: Landmann stand zwar bereits in ihrer Jugend bei Schulfesten und sonstigen Feiern auf der Bühne. Allerdings war es für die 36-Jährige am Samstag das erste Mal, bei der Premiere einer Laientheatergruppe mitzuwirken. Wie sie selbst sagt, ist damit ein lang gehegter Traum von ihr in Erfüllung gegangen..
Im Hotel spielen sich turbulente Szenen ab
Dass sie mit Aussprüchen wie „Was sollen putzen jetzt?“ und „I macha alle Boden glanzig“ so manche Gäste erheitern würde, war abzusehen. Noch dazu, weil sie mit ihrem wild um den Kopf geschlungenen Kopftuch, der verkehrt herum angezogene Jogginghose und den darüber gezogenen Strümpfen ziemlich schräg aussah. Dennoch spürten die Zuschauer, die sich in manchen Fatma-Szenen kaum mehr einkriegen mochten, schnell: Wow, dieser „Neuzugang“ hat es in sich. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, ein „Morgen nix gut“ mit so überzeugt unwirschem Gesichtsausdruck und ein „Baß auf du!“ mit derart wütender und tief-drohender Stimme aussprechen zu können.
Natascha Landmann gehört zusammen mit Florian Grunow, Peter Anders und Fabio D´Amore zu den insgesamt vier neuen Ensemblemitgliedern, die nach einem Casting Anfang des Jahres sowie über Kontakte von Anita Buchholz zum Ober- und Unteraicher Dorftheater dazugestoßen sind. Wie die Vereinsvorsitzende Edeltraud Lutz sagt, sei man „schnell ein zusammengeschweißtes Team geworden“. Jeder habe sich eingebracht und beispielsweise nach brauchbaren Möbelstücken, Bildern, Teppichen und sonstigen Requisiten Ausschau gehalten. Gemeinsam sei geschraubt, genagelt und arrangiert worden (Technik: Karl Lutz).
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Hinter dem Vorhang bot sich dem Publikum ein eindrückliches Bild von Foyer und Rezeption des Dreieinhalb-Sterne-Hotels „Jagdschlössle zur Wilden Sau“, in dem sich im Laufe der drei Akte ziemlich turbulente Szenen abspielten. Ohne Frage, trägt das aktuelle Stück des Ober- und Unteraicher Dorftheaters die Handschrift der Regisseurin Anita Buchholz. Wie sie sagt, hat sie die Herausforderung gerne angenommen, das eigentlich recht triviale Lustspiel des Autors Sascha Eibisch mit „komödiantischen Elementen aufzupeppen“.
Von den Darstellern, so Buchholz, werde einiges abverlangt. Gefragt seien lebendige Sprache und Situationskomik. Die Kostüme einiger Darsteller tragen zur komischen Wirkung des Gezeigten in nicht unerheblichem Maße bei. Denn welch ein Aufschrei im Publikum, als die zweifelhafte Managerin Eva Vogel (Ulla Kien) mit Brille, weißen Socken, grünen Schühchen, Badekappe und Wildtier-Schwimmanzug auf die Bühne tritt. Dass die Hotelbesitzerin Elsbeth (Edeltraud Lutz) sie als „komische Trulla“ bezeichnet und Fatma Pützkübli sie als „weiblichen Geier“ beschimpft, nimmt nicht Wunder. Auch ihr stets mit grellen Anzügen gekleideter Neffe Udo (Peter Anders, der sich seine Rolle mit Fabio D‘Amore teilt) sorgt im Hotel für Aufsehen.
Die Putzfrau hat alles im Griff
Fraglich ist: Kennen dieser „bleede Typ“ und seine angeberische Tante tatsächlich den Volksmusikstar, der im Saal des Hotels ein Konzert gibt? Und wie kommt es, dass aus der Konzertkasse 500 Euro verschwinden konnten? Während der Hotelbesitzer Martin (Roland Fahlisch) und der Bürgermeisters Fritz (Florian Grunow) noch über das „Schallalamassel“ sinnieren, sehen andere Beteiligte die Situation bereits klar.
Spätestens als die selbstbewusste Managerin Caro (Eva Ferenczy-Vass) im Hotel auftaucht, kommen die zum Teil recht absehbaren Fakten auf den Tisch – und Fatma, darf noch einmal kräftig auf den Putz hauen. Dem Publikum gefällts: Am Ende will der tosende Applaus kaum enden. Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Bis Anfang April stehen im Gasthaus Rössle in Wolfschlugen mehr als dreißig Aufführungen von „Die zweifelhafte Managerin“ auf dem Programm.
Quelle: Nürtinger Zeitung, 22. Oktober 2018, Tanja Liebmann, www.ntz.de