Im neuen Stück der Mundarttheatergruppe Ober- und Unteraicher Dorftheater wird geschimpft, gelallt und angebandelt

Von Tanja Liebmann

Wolfschlugen. Werden Wünsche oft genug wiederholt, gehen sie in Erfüllung. Diese Erfahrung hat jetzt ein Teil des Stammpublikums der Mundarttheatergruppe Ober- und Unteraicher Dorftheater gemacht. Bereits seit Jahren regten die Fans der Laienspielgruppe an, das Ensemble solle das in der Saison 2002/2003 erfolgreich aufgeführte Stück „Die Bierkur“ erneut auf den Spielplan setzen.
Zum 20-jährigen Bestehen des Theatervereins wurde die Anregung im Gasthaus Rössle in Wolfschlugen nun umgesetzt: Das Jubiläumsjahr steht ganz im Zeichen von zeternden Frauen und lallenden Männern. Da die Besetzung des Ensembles im Laufe der Jahre immer wieder wechselte, ist die Aufführung des Schwanks in drei Akten lediglich für zwei Ensemblemitglieder eine echte Wiederholung. Sabine Fehr mimte bereits vor 13 Jahren die einfältige Haushaltshilfe Erna Kuschler. Heute wie damals tritt sie mit auf dem Kopf zusammengebundenen Haaren vor das Publikum und tut beleidigt, wenn sie von den anderen Darstellern als „liebreizloser Fliegenpilz“ oder „bleder Affenpinscher“ bezeichnet wird. „Du saudumme Stallhenn“ schreit in ihre Richtung beispielsweise Andreas Steck, der 2002 in die Rolle des Stallburschen Sepp schlüpfte, nun aber den Bauer Hans Vögele spielt.

Die Trinksucht ihrer Männer geht den Frauen gehörig gegen den Strich

Dessen Frau Gerda (Marion Harder) ist mit den Ausgehgepflogenheiten ihres Mannes ganz und gar nicht einverstanden. Viel zu oft, so schimpft sie, sitze er mit seinen Stammtischbrüdern in der Wirtschaft. Auch ihre Nachbarinnen Käthe Meier (Martina Trontin) und Hilde Huber (Eva Ferenczy-Vass) leiden unter der Trinksucht ihrer Männer. Da kommt ihnen Klara Bichler (Edeltraut Lutz) gerade recht: Die Hausiererin hat einen Koffer voller „Allheilmittel“ dabei. Sollte es mit einem dieser Fläschchen gar gelingen, den Männern die Sauferei auszutreiben?
Während sich der Stallbursche Sepp (Mathias Donth) darüber beschwert, dass Erna wie „an Scheißbolla“ an ihm dranhänge, hätte Schorsch Meier (Ted Vogt) nichts dagegen, mit dem „oglücklich verwelkendem Blümle“ anzubandeln. Warum sein Tatendrang jäh gestoppt wird und die Darsteller im zweiten und dritten Akt sehr schnell und plötzlich von der Bühne verschwinden, sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Dass der Plan der mies gelaunten Ehefrauen aufgeht, ist zum Schluss mehr als fraglich.
Bei der Premiere am Wochenende nahm Andreas Steck das 20-jährige Bestehen der Theatergruppe zum Anlass für einen kleinen Rückblick. Eine Gruppe von neun schauspielwütigen Schwaben, so der Regisseur, habe im Oktober 1995 den Verein gegründet. Zunächst probten und spielten diese in Unteraichen. „Nach vier Jahren aber wechselten wir ins Rössle nach Wolfschlugen, wo auch heute noch all Vorstellungen stattfinden“, so der Vorsitzende des Vereins. Ihm zufolge ist das Ensemble zu einer kleinen Familie zusammengewachsen: „Ein Haufen Gleichgesinnter, die sich richtig gut verstehen und eine Menge Spaß miteinander haben.“

Der Spaß der Truppe überträgt sich während der Vorstellung regelmäßig auf das Publikum, das zu fast 70 Prozent aus Stammgästen besteht. Mehr als 70 000 Besucher erlebten in den vergangenen 20 Jahren die Auftritte der Laiendarsteller, die vor der Premiere bis zu drei Mal die Woche proben und gemeinschaftlich für Bühnenbild, Requisiten und Kostüme verantwortlich zeichnen.
Wer das Stück aus der Feder von Martin Dornreiter, übertragen ins Schwäbische von Andreas Steck, sehen möchte: Für einige Aufführungen gibt es noch Karten und gespielt wird noch bis zum 2. April 2016. Die nächsten Vorstellungen finden am Freitag und Samstag, 30./31. Oktober statt. Alle Infos unter www.ober-und-unteraicherdorftheater.de.

Quelle: Nürtinger Zeitung, Montag, 26. Oktober 2015, Tanja Liebmann, www.ntz.de